MÜLHEIM-SÜD Kölner und Aachener Architektenbüros gewinnen Wettbewerb für zentrale Gebäudekomplexe am Hafen
VON UWE SCHÄFER Kölner Stadtanzeiger, 09.02.2015
Mülheim. Im Entwicklungsgebiet Mülheimer Süden inklusive Hafen werden bald Baukräne stehen. Die Gewinner eines Architektenwettbewerbs für zwei von insgesamt elf Arbeitsfeldern auf dem Gelände des "Cologneo I" - in der Vergangenheit als Euroforum Nord bezeichnet - stehen fest. Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs ist mit den Entwürfen zufrieden: "Ich finde die Ergebnisse sehr anspruchsvoll."
"Cologneo I" umfasst ein 4,2 Hektar großes Gebiet an der Deutz-Mülheimer Straße, das von der Zoobrücke im Süden, der ICE-Trasse im Westen und Nordwesten sowie der Deutz-Mülheimer Straße im Osten begrenzt wird. Im äußersten Süden befindet sich in einem ehemaligen Werksgebäude die Künstlerkolonie Kunstwerk auf städtischem Grund, in der direkter Nachbarschaft zum Club "Gebäude 9". Die zwei Baufelder, über deren Gestaltung jetzt entschieden wurde, liegen unmittelbar an der Deutz-Mülheimer Straße - gegenüber der Adam-Stegerwald-Siedlung.
Fuchs lobt die Entscheidung, nicht nur einen, sondern zwei Preisträger zu küren. Auch den Wohnungsmix, der in dem neuen Quartier entstehen soll, findet er bedarfsgerecht. "Es werden viele kleinere und mittelgroße Einheiten gebaut. Ich bin gespannt, wie die neuen Gebäude zu dem gegenüberliegenden eckigen Rundbau passen", sagt er.
An dem Architektenwettbewerb haben sechs Büros teilgenommen, darunter drei aus Köln und je eines aus Aachen, Berlin und Münster. Bei dem größeren, südlichen der beiden Baufelder, hat sich die Jury für den Entwurf des Kölner Büros "Schilling Architekten" entschieden. Die Planer schlugen vor, darauf vier fünfgeschossige Wohngebäude mit Staffelgeschoss zu errichten, die rechteckig um einen Hof angeordnet sind. Dachterrassen und Loggien sowie Einzelhandelsflächen im Erdgeschoss sollen für Abwechslung sorgen.
Beim zweiten Baufeld, das sich nördlich bis Höhe Adam-Stegerwald-Straße anschließt, wurde das Aachener Büro "Kadawittfeld-Architektur" prämiert. Die Planung sieht vor, direkt gegenüber dem Denkmal "Eckiger Rundbau" - einem ehemaligen Lagerhaus - einen ebenfalls fünfgeschossigen Wohnblock mit Staffelgeschoss zu bauen. Im Erdgeschoss entstehen Büros, Ateliers und Loftwohnungen. Die darüber liegenden Etagen sind für Wohnungen mit anderthalb bis vier Zimmern reserviert. Im Dachgeschoss sind großzügige Wohnflächen mit privaten Terrassen geplant.
"Wir haben den Grundstein für die Entstehung eines architektonisch abwechslungsreichen und anspruchsvollen Quartiers gelegt", resümierte Christoph Gröner, der Vorstandsvorsitzende der CG-Gruppe AG aus Berlin, die das Gelände bebaut. Für Ursula Schlömer, Bezirksvertreterin von Bündnis 90/Die Grünen in Mülheim, überwiegen ebenfalls die positiven Seiten des Projekts: "Die Bauhöhen wurden eingehalten. Hochhäuser hätten nicht ins Bild der Deutz-Mülheimer Straße gepasst." Die Mischung von Wohnen und Gewerbe sowie die Entscheidung, keine Tiefgaragen-Zufahrt von der Deutz-Mülheimer Straße zu bauen, hebt Schlömer ebenfalls positiv hervor. Die Zufahrten würden eine künftige Bahntrasse auf der Deutz-Mülheimer Straße nicht zulassen.
Die Freiraumgestaltung in den Außenflächen des neuen Veedels sei auch dank eines Platzes vor dem Eckigen Rundbau ebenfalls sehr ansprechend. "Es ist nur schade, dass rund um den Bereich keine geförderten Wohnungen gebaut werden", sagt die Grünen-Frau. Das bedauert auch Norbert Fuchs, allerdings: "Der Bebauungsplan ist älter als der Ratsbeschluss von 2014, der vorsieht, bei 30 Prozent aller Neubauten mit mehr als 25 Einheiten öffentlich geförderte zu errichten." Somit greife der Beschluss leider nicht. Fuchs ist davon überzeugt, dass der Investor bezahlbaren Wohnraum anbietet.
Die Leiterin des Stadtplanungsamtes, Anne-Luise Müller, bekräftigt diese Aussage, und kündigt an, dass der aktuelle Bebauungsplan geändert werde, allerdings aus anderen Gründen. "Die Baufelder sollen anders zugeschnitten werden - etwas elastischer, damit sich neue Gebäude besser auf dem Gelände verteilen." Auch die Höhe des geplanten Versorgungszentrums im Nordteil des Areals soll an die Umgebung angepasst werden - bei den bislang im Bauplan dafür vorgesehenen zwei Geschossen muss es nicht bleiben.
Die Planung für das Gelände "Cologneo I"
Auf dem gesamten Gelände des "Cologneo I" entstehen etwa 500 Wohneinheiten mit insgesamt 51 065 Quadratmetern Fläche. Dazu kommen 72 350 Quadratmeter Gewerbeflächen. Die bestehenden Ateliers werden durch Wohnungs- und Gewerbeausbau, gastronomische Bereiche, Start-Up-Unternehmen, Galerien, Kunst- und Designmärkte, und ein Hostel ergänzt. Es entsteht außerdem ein mehrgeschossiges Parkhaus mit 900 Stellplätzen. Der denkmalgeschützte Bestand soll architektonisch eingebunden werden. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf 320 Millionen Euro. Die Umsetzung soll von 2016 bis 2020 erfolgen. (aef)
Hochhäuser passen nicht in das Bild an der Deutz-Mülheimer StraßeUrsula Schlömer, Grünen-Fraktion